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In Feld, Wald und Flur für die biologische Vielfalt

Bei der ersten Exkursion nach Tännesberg tauschten die beteiligten Projektgemeinden am Biodiversitätsprojekt „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ praktische Erfahrungen zum Schutz der Arten- und Lebensraumvielfalt aus. Für Mittelfranken war die Gemeinde Rohr am Start.

Das Modellprojekt „Marktplatz der biologischen Vielfalt – Bayerische Kommunen setzen auf Biodiversität“ versammelte die zehn Projektgemeinden zur ersten Exkursion am 27.06.2019 in Tännesberg (Lkr. Neustadt a.d. Waldnaab, Oberpfalz). 40 Teilnehmer erhielten zahlreiche praktische Anregungen aus der Biodiversitätsgemeinde Tännesberg. Immer wieder wurden spezifische Ansätze bzw. Anpassungen für die einzelnen Kommunen besprochen.

Biodiversitätsschutz braucht aktives, strategisches Handeln

Alle zehn Projektgemeinden sind, acht Monate nach ihrer Auswahl, nach Tännesberg gekommen. Die Erarbeitung der gemeindespezifischen Biodiversitätsstrategien ist in vollem Gange und parallel werden erste Maßnahmen geplant. Es war also der richtige Zeitpunkt, um sich tiefgehend mit Praxisbeispielen zu befassen. Entsprechend breit angelegt war das Programm in Tännesberg. Schaffung und Pflege von vielfältigen, artenreichen Lebensräumen, wegbegleitende Säume als wichtige Achsen im Biotopverbund, extensives innerörtliches Grünflächenmanagement sowie der Erhalt alter Nutzpflanzensorten und Nutztierrassen waren einige der Schwerpunkte der Exkursion. Toni Wolf, Initiator der Biodiversitätsbemühungen in Tännesberg, führte die Gruppe aus Bürgermeistern, Kommunalratsmitgliedern, Verwaltungs- und Bauhofmitarbeitern, Behörden- und Verbandsvertretern, Landwirten und interessierten Bürgern durch das Gemeindegebiet mit seinen vielfältigen Lebensräumen.

Am Ende betonten alle Teilnehmer, wie wichtig der intensive Einsatz für den Erhalt und die Förderung der Arten- und Lebensraumvielfalt ist. Ein nachhaltiges Vorgehen erfordere die Kombination aus langfristigen Konzepten und engagiertem Handeln. Das Modellprojekt „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ fördert diesen Weg. Max Völkl, Erster Bürgermeister des Marktes Tännesberg und Sprecher der Trägergemeinschaft des Projekts: „Kommunen stehen beim Schutz der Biodiversität in besonderer

Verantwortung. Aber das Thema ist in der Gesellschaft angekommen und wir haben gute Chancen mit unseren Bürgern etwas zu erreichen!“. Er dankte den Trägern, Unterstützern und Förderern für ihr Engagement. Ohne diese Gemeinschaft wäre die Aufgabe ungleich schwerer.

Gemeinsam Kräfte bündeln

Gefördert wird das Projekt „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ durch den Bayerischen Naturschutzfonds aus Zweckerträgen der Glücksspirale, der über viele Jahre auch die Tännesberger Biodiversitätsinitiativen begleitete. Ebenfalls auf ein langes Engagement in Tännesberg blicken die bayernweit agierenden Naturschutzverbände BUND Naturschutz in Bayern e.V., Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. und Wildland-Stiftung Bayern (Naturschutzstiftung des Bayerischen Jagdverbandes) zurück. Sie sind nun auch Träger des Projektes „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ und bringen ihre Erfahrungen umfassend ein. Schließlich stehen der Bayerische Gemeindetag und das Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz der Projektgemeinschaft unterstützend zur Seite. Diese Bündelung der Kompetenzen ist die Stärke der Initiative, da sind sich alle Akteure einig.

Von den Erfahrungen im Netzwerk lernen

Nach der Exkursion wird weiter intensiv an den Biodiversitätsstrategien gearbeitet. Bereits im Oktober treffen sich die zehn Projektgemeinden zu ihrem 2. Forum erneut. Diese ganztägige Veranstaltung steht ganz im Zeichen des Austausches über den Stand und die Ziele der einzelnen Kommunen, über ihre bisherigen Erfahrungen beim Schutz und der Förderung der Biodiversität sowie über gemeinsame Initiativen der Projektgemeinschaft. Der erste Workshop in Rohr fand am 23. Mai 2019 statt. Zunächst wurde von den 25 Teilnehmer*innen unter der Moderation des Landschaftsplanungsbüros Landimpuls eine Stärken/Schwächen-Analyse durchge-führt. Drei Auftaktprojekte sollen bis zum Workshop im Herbst vorbereitet werden. Eine Baumpflanz-Aktion mit dem Rohrer Kindergarten St. Emmeram, das Aufstellen von Nistkästen im Gemeindegebiet übernimmt die Ortsgruppe des Bund Naturschutz und die Gemeinde Rohr organisiert eine Fachvortragsreihe, die vom Herbst bis ins Frühjahr 2020 die Themen Land- und Forstwirtschaft, Wildlebensräume, Gewässerentwicklung, Urbanes Grün, Landschaftspflege und Privatgärten aus dem Blickwinkel der Biodiversität beleuchten soll. Auch der gemeindliche Bauhof hat in einigen Bereichen die Grünpflege umgestellt. Öffentliche Grünflächen und das Begleitgrün an geeigneten Flur- und Forstwegen wird erst im Juli gemäht und nicht gemulcht. Wildgräser und Wildkräuter können sich entwickeln und Lebensraum für die Insekten bilden. Diese Flächen trocknen zudem an heißen Sommertagen nicht so schnell aus. Dass die Natur dann auf öffentlichen Flächen nicht für jeden Betrachter „ordentlich“ daherkommt, daran wird man sich mit der Zeit gewöhnen, wenn man den Grund kennt.